Die Eferdinger Windrückstellung

Christian Hasucha

‚Wenn der Flügelschlag eines Schmetterlings in Brasilien einen Tornado in Texas auslösen kann, was passiert dann, wenn in Eferding ein Kubikmeter Wind zurückgesetzt wird?‘

So lautete der zentrale Satz in meinem Vorschlagstext und die Jury des Festivals der Regionen beauftragte mich zur Ausführung des Projektes. Mit diesem Satz hatte ich also mein erstes Ziel erreicht, gleichzeitig zitierte er unter wissenschaftsskeptischer Aufweitung ein weithin akzeptiertes Theorem der Chaostheorie und beschrieb nebenbei auch noch den Kern der dann reibungslos, ja geradezu enthusiastisch durchgeführten Eferdinger Aktion: das Vorführen – und von Diesem und von Jener als stellvertretend für vieles menschliche Tun erkannt – einer gegenüber den Naturkräften sisyphosischen Praktik, die nur im streng mathematisch errechneten Modell als Wirkung zeigend vorstellbar ist.

Technische Anordnung und Modi der Durchführungen waren schnell geklärt. Anfangs, beim sogenannten Procedere des ‚Windeinfangens‘ waren etliche Interessierte zugegen. Im Laufe der etappenmäßigen ‚Rückstellungen‘ (eher ‚Rückschiebungen‘) verlagerte sich das Interesse hin zum Darüber-reden-Wollen, was, wie ich hörte, weitläufig und ausgiebig getan wurde.

Blieb übrig, das ‚Entlassen des Luftkubikmeters in die aktuelle Wetterlage‘ möglichst lange sichtbar und bildlich klar zu gestalten. Wir erreichten dies, indem wir die Klappen, die die Windluft eingeschlossen gehalten hatten und die am Ende geöffnet wurden, mit Bindedraht in offener Geste fixierten. Aus der Glasbox wurde für einen Tag eine Art offener Luftschleuse.

Als würde es den Hybrisaspekt der Aktion unterstreichen, hatte Hochwasser in den Wochen zuvor weite Gebiete auch um Eferding herum überschwemmt, was ganz andere Formen der Rückstellung von Naturelementen im Bereich der von Menschen erbauten Siedlungen erforderlich machte.

Vgl. Projektdokumentation Nr. 62 Eferdinger Windrückstellung