Mathias Schamp

Herr Individual geht
from: Und es bewegt sich doch – extended in: Und es bewegt sich doch, Museum Bochum, p, 122, Bochum 2006 in: CHRISTIAN HASUCHA, Öffentliche Interventionen (Public Intervention), Verlag für Moderne Kunst, Nürnberg, 2013 (Monograph)

…Auf einem 2,40 m hohen Sockel, dessen Oberseite mit einem von einem Elektromotor angetriebenen Laufband ausgestattet ist, geht ein Akteur. Die Aktion währt für die Dauer einer Woche täglich drei Stunden. Wie bei vielen Arbeiten Hasuchas handelt es sich um eine modellhafte Situation. Ein Modell liefert der dem Straßenniveau entrückte, beharrlich seinen Weg gehende „Herr Individual“ hinsichtlich der Umgebung und der darin stattfindenden Prozesse – wobei sein gleichzeitiges Nicht-Vorwärtskommen (zumal das Laufband von unten nicht sichtbar ist) das notwendige Maß an Irritation erzeugt. Denn jeder zufällige Passant setzt seinen eigenen Bewegungsimpuls – ob es sich dabei um ein Schreiten, Schlendern, Hetzen, Hasten, Spazierengehen oder Hund-Ausführen handelt – automatisch und unwillkürlich in Relation zur Tätigkeit des Herrn Individual. Selbst Autofahrer können sich dem nicht entziehen. Und in der Relexion auf’s eigene Tun öffnet sich ein Fenster, hinter dem die Bewegung durch den öffentlichen Raum eben nicht als reine Notwendigkeit, von Punkt A nach Punkt B zu gelangen, aufscheint, sondern als bedeutendes und sich-selbst-bedeutenes Unterfangen sichtbar wird – so recht geeignet, jeweils eigene Sensationen und Erlebnisinhalte freizusetzen. …

Vgl. Projektdokumentation Nr. 8 Herr Individual geht