Zur Theorie und Praxis der Kommunikation und ihrer Medien. / Interventionen im öffentlichen Raum am Beispiel von Christian Hasucha.

Hausarbeit im Rahmen des Seminars »Soziologie 2«
bei Prof. Hans-Peter Niehbur an der Hochschule für Gestaltung Offenbach.

Vorgelegt von Marc Nothelfer (6. Semester Visuelle Komunikation)

Vorbemerkung

In der Vorliegenden Arbeit soll Kommunikation als praktische und theoretische Komponente betrachtet werden, und zunächst im Allgemeinen, d.h. in seinen Grundstrukturen skizziert werden um über eine Betrachtung einiger kommunikationstheoretischer Modelle, zu einer Darstellung der (kulturgeschichtlichen) Entwicklung ihrer Medien zu gelangen. Dieser Abschnitt ist unter dem Titel »Was ist Kommunikation?« zusammengefasst, und bezieht sich zum einen auf Aufzeichnungen aus dem Seminar »Soziologie 2« und zum anderen auf die entsprechende weiterführende Literatur (Faßler, Merten ect.)
Im Folgenden sollen dann einige Positionen der Medienkritik Anders und Debords angeführt werden um hierüber zu dem Problembereich des öffentlichen Raumes überzuwechseln und diesen am Beispiel der Arbeit Christian Hasuchas und dem von ihm geprägten Begriff der »öffentlichen Interventionen« näher zu untersuchen. Von besonderem Interesse wird hierbei die Art und Weise der Möglichkeiten kommunikativ in die Öffentlichkeit einzugreifen sein und eine Betrachtung seiner Methode liefern.

Die von mir getroffene Auswahl der Themenbereiche ist exemplarisch und kann keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben. So bleiben beispielsweise eine eingehende Besprechung des Telefons oder ein präziser Exkurs zum Thema der Wirklichkeitskonstruktion außen vor. Wichtig war es mir einen plausiblen Bogen von dem was der Kommunikation über seine Medien bis hin zu einer speziellen Strategie der gestalterischen Kommunikationsmöglichkeiten zu spannen.

»Was ist Kommunikation ?«

»Kommunikation ist nicht alles aber ohne Kommunikation ist alles nichts.« (1)

Kaum ein Begriff steht dermaßen im Mittelpunkt des allgemeinen Interesse wie der der Kommunikation. Dies fängt an bei immer umfangreicheren Untersuchungen im kommunikationswissenschaftlichen Bereich bis hin zu einem inflationären Gebrauch in Funk und Fernsehen, als eine geläufige Floskel im Zusammenhang mit aktuellen technischen und gesellschaftlichen Entwicklungen der »Kommunikationsgesellschaft« und den sich immer rasanter entwickelnden sog. »neuen Medien«.

Tatsächlich ist zu sagen, dass Kommunikation einer der wesentlichsten Bestandteile unsrer Gesellschaft ist, indem sie gesellschaftliches Leben an sich erst ermöglicht. Hierbei bedient sie sich der gleichen strukturellen Elemente, (wie z.B. Sprache, Objektivationen ect.) ist gleichzeitig jedoch ein Teil der Gesellschaft an sich. Dieser gesellschaftliche Charakter der Kommunkation fällt ebenfalls auf, verfolgt man den Begriff in seinen Ursprung aus dem Lateinischen zurück (communicare: Teil nehmen, Teil haben) und lässt sich in folgender Formel knapp fassen: »Kommunikation ist die Vorraussetzung so wie gleichzeitig das Ergebnis von Gesellschaft« Diese »Notwendigkeit der Kommunikation für die Menschen« begründet sich beispielsweise laut Marx aus »... der Notwendigkeit der gemeinsamen Produktion ihres Lebens...«, oder laut Gehlens Theorie des Menschen als »Mängelwesen« aus der »...Notwendigkeit des Menschen sozial sein Leben zu garantieren....«. Hierbei wird Kommunikation immer als ein historisches Ergebniss von Ereignissen und Prozessen gesehen welche an sich in einem Wechselverhältnis zu den jeweiligen Lebensumständen stehen.(2) (Dies wäre eine mögliche weiterzuführende Erklärungsrichtung für den heutigen imensen Bedarf Kommunikation in einer sich immer weiter ausdifferenzierenden, pluralistischen Gesellschaft weiter auszuformulieren, bzw. in eine immer bedeutsamere Position zu bringen)
Wichtig ist außerdem der Hinweis, dass man sich der Kommunikation nicht enthalten kann. Alles ist Kommunikation, auch wenn ich mich nicht äußere beinhaltet dies eine Aussage. Die Aussage bzw. die Bedeutung ist immanenter Bestandteil der Kommunikation, man könnte sagen, dass es sie nie in reiner Form gibt, sondern durch sie immer etwas transportiert wird. Kommunikation stellt sich, zum einen, folglich als ein Mechanismus dar und nicht wie man zunächst glauben könnte als eine »Sache« an sich, und zum anderen wird hieraus der Doppelcharakter von Kommunikation sichtbar. Dieser äußert sich nämlich in den zwei in der Kommunikation enthaltenen Seiten von Inhalt und Beziehung.(3) So gesehen geht es bei Kommunikation immer um das Teilhaben an Sinn von mindestens zwei Subjekten (ich bleibe hier zunächst bei der intersubjektiven Kommunikation zwischen »sinnlichen« und »sinnproduzierenden« Menschen)(4), wobei zu beachten ist, dass der Sinn vom einzelnen jeweils für sich hergestellt wird und immer an der Grenze des Individuums aufhört und beginnt (dies wird später bei den Begriffen der »opreativen Geschlossenheit« und »kognitiven Offenheit« noch wichtig). Es muss hier also zunächst von einer erfolgreichen Vermittlung von Wissen ausgegangen werden; Kommunikation als Produktion von Wissen. Um diese erfolgreichreiche Vermittlung von Wissen, bzw. Bedeutung ohne »Dissonanzen« zu gewährleisten ist ein gemeinsamer Zeichenvorrat von Nöten auf den beide Seiten zurückgreifen können außerdem ein ständiges Bearbeiten des Unverstanden bis hin zu einer »kommunikativen Konsonanz«. Erst hierüber können Übereinstimmungen und Bezüge hergestellt werden.
In der Kommunikation als ein auf Gegenseitigkeit, Verstehen und der dazu gehörigen Wiedererkennung basierenden, ständig stattfindenen Prozess, stellt sich die Sprache als effektivstes und höchstentwickeltes Medium dar, diesen Prozess zu gewährleisten. Dies wird sofort einsichtig hält man sich die Tatsache vor Augen, dass die Sprache wie kein anderes Medium über die Möglichkeit verfügt, zum einen Abstraktionen und zum anderen eine Metasprache (d.h. mit Sprache über Sprache reden etc.) auszubilden.(5)

Nun liegt es in der Natur der Sache, dass die Art und Weise in der Kommunikation stattfindet, d.h. die Umstände unter denen sie stattfindet zu einer nicht zu benennen Mannigfaltigkeit des WIE von Kommunikation führen. Hierbei stellen sich einige Parameter heraus die unabdingbar mit Kommunikationssituationen verknüpft sind und an sich das koplexe Geflecht der verschiedenen Ebenen der jeweiligen Kommunikationsvorraussetzungen aufzeigen.
Faßler beschreibt hierzu in drei Hauptsätzen welche Aspekte hierbei unabdingbar sind. Als erstes wird hierunter das »Gegenstands und Selbstverständnis« einer Kommunikationsform angeführt. Dieses beschreibt den (Gesprächs-) Gegenstand um den es geht, der an sich »die Form die Dauer, die Intensität der kommunikativen Beziehung..prägt.«. Hinzu tritt der »Bedeutungs- oder Zusammenhangs-bezug«, also die Zuordnung in einen jeweiligen Kontext des »familiären«, »firmenspezifischen« oder beispielsweise »ökonomischen« Zusammenhangs unter dem Kommunikation stattfindet, und so ebenfalls Einfluss auf die Art und Weise der jeweiligen kommunikativen Handlung hat. Als drittes nennt Faßler die Be-deutung des benutzten Mediums für die Nähe oder Intensität der Beziehung.
Hier reicht die Spanne von einer angesichtigen Unterhaltung bis hin zum Chat, Telefonat oder dem Briefkontakt.(6)
Die Wichtigkeit diese einzelnen Elemente oder Ebenen stets in einem Zusamm-enhang zu denken wird einsichtig an verschieden Beispielen. So ist beispielsweise die Situation einer auf einen Anrufbeantworter gesprochenen Liebeserklä-rung eine doch sehr viel intiemere oder »nähere« als eine persöhnliche Unter-redung mit einem Geschäftspartner, und diese wiederum in ihrer Lage im sozialen Bereich eine andere als eine telefonische Bestellung einer Pizza ect pp. (es ließen sich unzählige dieser Beispiele finden)

Hieraus ergibt sich also das Problem der Übersichtlichkeit von kommunikativen Handlungen. Da nicht nur die sozial- inhaltlichen Ebenen, sondern auch die immer in Verbindung damit stehenden medialen Handlungsmöglichkeiten sich im Zuge der technologischen Veränderungen rapide vermehrt haben, stehen wir vor einer unendlichen Zahl von Kommunikations- Möglichkeiten und Situationen.
Dies bringt die Notwendigkeit mit sich Kommunikation auf einer abstrakteren modellhaften Ebene zu beleuchten um generell Aussagen über ihre Bewertbar-keit geben zu können.
Zuvor sollte jedoch skizziert werden WO diese nun zu betrachtende abstrakte Form von Kommunikation zwischen Menschen stattfinden kann, d.h. also eine Bestimmung der Möglichkeit bzw. der Vorraussetzungen unter denen an sich Kommunikation stattfinden kann.

»Vermittlung und Zwischenraum«

Die Beantwortung der Frage nach dem WAS der Kommunikation, also den Aufgaben etwa als sinnvermitteldenses Element oder als Prozess der Übertragung identischer Interpretationen, oder gar als Institutionsersatz zu fungieren, stellt sich sich wie weiter oben bereits erwähnt, angesichts der technologischen Entwickungen als immer schwieriger dar.
Alleine die Einführung des Personal Computers und dessen Verbreitung hat zu einer Entgrenzung und einer Veränderung der Zeitmaßstäbe in der Kommunika-tion geführt. Im Zuge dessen veränderten sich ebenfalls die Möglichkeiten und der Gebrauch von Bild -Text -Inforamtionen, da nun die gleichzeitige Verwendung von Bild, Ton, Text ect. nunmehr kein Problem darstellen. (Über die Qualität der erzeugten Masse von Informationen und deren Flüchtigkeit sei an dieser Stelle noch nichts gesagt) Die immmer weitere Ausdifferenzierung in den Gesellschaf-ten erzeugt nicht nur eine uneinheitliche Nutzung der zugrundeliegenden Zeichenvorräte, andere Kulturperaktiken, sondern ebenfalls eine veränderte Art der Wahrnehmung und Bedeutungsmuster, also ein verändertes Selbstverständ-nis der Gesellschaften. Zwar sind die visuellen, auditiven und sensitiven Kanäle, und die entsprechenden Speicher durch die Kommunikation und Information gehen, klar zu bestimmen, jedoch bleibt das WIE weitestgehend verschlossen. Diese »operative Geschlossenheit«, also die körperliche Begrenzung des »System Mensch« trifft zusammen mit einer als »kognive Offenheit« bezeichneten Ebene der menschlichen Wahrnehmung. Diese »Zwillingsgestalt menschlichen Denkens« lässt eine genaue Bestimmung über die Verarbeitung von Information, also der Bestimmung der jeweiligen Fragen und Erinnerungen die hiermit verknüpft werden, nicht zu.(7)
Kommunikation kann nicht als uniform oder ein einheitliches Verstehen gesehen werden sondern beschreibt vielmehr als Begriff den Vorgang der Vermittlung. Hierüber wird ein »Zwischenraum« ausgebildet in dem die jeweilgen Komunikationsteilnehmer ihre Informationen hinterlegen. Wichtig hierbei ist, dass dieser Zwischenraum hier als eine Abstraktion (ein Bild) gemeint ist und als Ort an sich (haptisch) nicht existiert. Dieser Raum zwischen den Menschen ergibt sich zunächst aus der Unterschiedlichkeit der Menschen untereinander im Zuge des kommunikativen Aktes, in dem eben diese Unterschiedlichkeit wahrgenommen und vergegenwärtigt wird.(8)
Diese Zwischenräumlichkeit bildet sich in den sog. »repräsentionalen Codes« ab und lässt sich hierüber auch etwas anschalicher illustrieren. Diese von M. Argyle aufgelisteten Codes beschreiben verschiede Ausdrücke der non-verbalen Körpersprache. Im einzelnen stellt Argyle folgende Punkte vor. das Maß an Körperkontakt, Festlegung und Einhaltung von Abständen im persöhlichen, sozialen und instutionellen Bereich, Körperstellung während eines Gesprächs, Erscheinungsbild und Auftreten von Personen, »Kopfzeichen« (z.B. Kopfnicken ect.), Mimik, Gesten, Körperhaltung, Augenbewegung, und Art und Weise der Rede.(9)
Diese »repräsentionalen Codes« erscheinen uns als selbstverständlich und wird uns als solches anerzogen. Auch hier ist zu beachten, dass diese Verhaltens-weisen immer aneinander gebunden sind und an sich eine Mehrfachverschlüs-selung und Verstärkung des (verbal) Gemeinten ausdrücken. Diese Verhaltens-modi unterliegen ob der industriell- technischen Medienentwicklung ebenfalls Veränderungen und gestalten sich im Gebrauch verschiedener Medien jeweils anders. Dieses Verhältnis von Körper und Raum führt zu der Ausbildung eines symbolischen, abstrakten Mittelpunktes zwischen den Menschen, welcher als Bezugspunkt dient und in der Betrachtung von Sprache beispielsweise die gemeinsame Schnittmenge definiert. Bei der Betrachtung dieser »sozio-kulturellen Leistung« ist weiterhin zu beachten, dass diese letzlich auf eine allgemeine unabhängig- abstrakte Vermittlung ausgerichtet ist und keine unmittelbare Beziehung auf eine symetrische-geometrische Mitte beschreiben kann.(10)

Mit dem stetigen Wandel der Gesellschaften drängt sich also die Frage nach einer Neubestimmung der Begrifflichkeiten in der Kommunikationstheorie auf. Wie sich diese Fragen auf einer als abstrakten auf Vermittlung ausgerichteten, sowohl intersubjektiven als auch zwischen Mensch und Maschine stattfindenden Prozess der Kommunikation auswirkt soll im folgenden in Darstellungen verschiedener modellhafter Theorien beschrieben werden.

»Kommunikationsmodelle«

Im folgenden sollen also verschiedene Kommunikationstheorien, als Theorien zu den Möglichkeiten zur Beobachtung von Kommunikation, skizziert werden. Hierbei werden speziell das Modell der »Unwahrscheinlichen Kommunikation« von N.Luhmann, das Modell der »Wahrscheinlichen Kommunikation« im wesentlichen von C.E.Shannon und W. Weaver entwickelt und das Modell der »Gelingenden Kommunikation« von J.Habermas betrachtet.

Beginnen möchte ich mit der 1981 veröffentlichten These der »Unwahrscheinlich-keit der Kommunikation« von Niklas Luhmann mit der eine immer noch andauernde Debatte um die Qualität der Kommmunikation ausgelöst wurde. Die Basis für diese systemtheoretische Ansicht bildet die Abwehr gegen die Annahme von einer Kommuikation des identischen Sinnverstehens und geht von einer sich selbst organisierenden, »autopoetischen« Wahrnehmung der Menschen aus.
Diese Unwahrscheinlichkeit ergibt sich für Luhmann bereits aus einer Innen- Außen- Differenz. Dies besagt, dass nur »Verhaltensereignisse« zu beobachten sind, welche jedoch auch nur so weit gehen, wie sie die Anpassung an die Umwelt fordert und an sich undurchsichtig sind. Sie enthalten also nur das zum Bestandschutz des Systems Notwendige; das System bleibt defensiv verschlossen und verhärtet seine operativen Grenzen. Hierzu führt Luhman ein Beispiel von zwei »black boxes« an, welche sich jeweils selbst innerhalb ihrer Grenzen »selbsreferenziell« regulieren und mit der jeweils anderen nur unter »notwendiger Reduktion« kommunizieren. Unwahrscheinlichkeit resultiert also aus der »Intrans-parenz von Absicht, Zielsetzung, Bedeutung und Sinn«.(11)
Zudem ist dies durch das ausschließliche Selbstverständnis von Systemen gegeben, da diese nicht aus ihren eigenen Bedeutungs- und Verstehensverfahren herauskönnen. Noch einen Schritt schwieriger gestaltet sich Luhmannms These dadurch, dass er Kommunikation an sich als System entwirft, welches nach seinen eigenen, internen Regeln »sich selbst beschreibt. Dieser autopoetische Charakter ist möglich, da sich Kommunikation laut Luhman aus drei »Selektionen« zusammensetzt: Information, Mitteilen, Verstehen.(12)
»Information« ist hierbei etwas Neues , eine Nachricht, die um lesbar zu sein, alte bekannte Elemente beinhalten muss. »Mitteilen« geschieht über die gängigen Kanäle und »Verstehen« bedeutet, das Mitgeteilte ín einen bekannten Sinnzusammenhang einzufügen. Bei Luhmann sind diese drei Elemente der Selbstorganisation von dem Interesse der Gesellschaft an der Bestandserhaltung reguliert und als Kommunikation stattfinden zu lassen. Diesen »Selbstansoß des Systems« nennt Luhmann Autokatalysatoren; »Kommunikation findet dort statt wo Kommunikation an Kommunikation anschließt«
Resultat eiens solchen geschlossen sich selbst »bewertenden« Systems ist eine Absage an irgeneine Subjektivität, und an sich eine negative Definition von Kommunikation durch die Unvermittelbarkeit von Inhalten.
Dieses modell der Unwahrscheinlichkeit wurde durch seine kritische Rezeption und Weiterführung beispielsweise zu einer These der »unzuverlässigen Kommunikation«weitergeführt in dem sie wieder an subjektive Handlungsabsicht und somit als Element sozialer Vermittlung gesehen wurde, der allerdings auftretende Störungen und Fehler als eigentliches Systemmermal zugrunde liegen.(13)

Als nächstes Modell soll hier das der sog. »wahrscheinlichen Kommunikation« angeführt werden. Deises aus der technologisch- informatischen Richtung kommende Modell basiert im Wesentlichen auf dem »ungestörten« Eintreffen eines Signals beim Empfänger und der effizienteren Nutzung der verwandten Kanäle.(14)
Híerbei erscheinen die von Shannon und Weaver angelegten Elemente Sender/Nachricht/Empfänger als geschlossene Einheiten welche in einem linearen Prozess aneinander gebunden sind. Information wird hierbei in eienem »Container« übertragen, also als ein bestimmtes Zeichen als Behältnis für Infortmation genutzt wird. Dieses »Signal« nimmt hier zentrale Bedeutung ein. Fehlerhfte Kommunikation kommt hier durch eine falsche Interpretation der übertragen Nachricht, durch fehelerhafte Übertragung oder eine andersartige Interpretation der verwendeten Zeichen, zustande; Kommunikation findet hier trotzdem statt in dem an sich ein Informationsfluß stattfindet. Information kann hierbei erwartungen bestätigen, überraschen oder als unerwartetes Element zu Unruhe und Störungen führen.

Als letztes sei hier das Modell der »gelingenden Kommunikation« von J. Habermas angeführt. Diese aus der sog. »Universalpragmatik« stammende These ist als gegensätzliches Modell zu der These Luhmanns zu sehen. Kommunikation wird hier als Verständigung über das herbeiführen eines Einverständnisses und des »wechselseitigen Verstehens des geteilten Wissens und Vertrauens« gesehen.(15) Hierbei werden durch den Sprechakt immer Bezüge zur »objektiven«, »sozialen« und »subjektiven« Welt hergestellt, welche mit dem Anspruch auf »Wahrheit der Ausage«, »Richtigkeit des Sprechaktes« und »wahrhaftigkeit der geäußerten subjetiven Erlebnisse« verknüpft sind. Folglich ist dieses Modell auf identisches Verstehen hin ausgerichtet und übernimmt normative Funktion, indem davon ausgegangen wird, der einzelne in der Kommunikation auf Konsens abziele. Die oben beschriebene Mitte nimmt hier die zentrale Position ein. Auch der »Diskurs« (bei Habermas als Ergebniss- offen angesehen) ist hierüber auf Konsens aus, indem hier ebenfalls das Ideal einer optimalen Verständigung vorausgesetzt wird.
Unabsichtliche Fehler oder tatsächlich falsche Absichte schließt diese Modell nicht mit ein, was ihm den Vorwurf einbrachte tatsächlich nur für »Philosophische Diskurse« geeignet zu sein.

Die Möglichkeiten zur Bestimmung von Kommunikation sind also zahlreich und unterschiedlich. Stellt sich hier nun die Frage welche der gezeigten Formen zu verfolgen ist. Faßler wirft allen Modellen vor außer acht zu lassen, dass »Kommunikation ja nur dadurch beobachtbar ist, dass in ihrem Verlauf Muster, Wiederholungen, Einschränkungen, Auswahlen von wenigstens zwei Partnern (Akteuren) mittels eines Mendiums verarbeitet werden.«(16)
Folglich schlägt er vor Kommunikation als ein Verfahren zu bestimmen, in dem es primär um die Erzeugung von Verständigung geht. Verstehen wird hierbei einer subjektiven Ebene der Interpretation und Erzeugung von Bedeutung gesehen, die jedoch nicht als eigentliches Merkmal sondern vielmehr als dem Verständnis untergeordnet gesehen wird. Es geht in diesem Bild von Kommunikation also um das Verifizieren, also das eigentliche »wahr« machen innerhalb den Spielregeln des »Verständigung-machens«, da es ja keine Zuverlässigkeit über den Wahrheitsgehalt ect. von Kommunikation oder in ihr stattfindender Bedeutungs-produktion, ergo also die störungsfreiheit von Kommunikation geben kann. Faßler bestimmt folglich Kommunikation als Erzeugung von »..Verständigung als ein personenunabhängiges Verfahren.. in dessen Verlauf über verbale, nicht-verbale Sprache, über Medien, über ökonomische oder andere Machtmechanismen die Verteilung von Aufmerksamkeitsmustern und Sinnofferten erfolgt.«(17)

Ich möchte diesen Punkt zum Anlass nehmen den Komplex über das WAS der Kommunikation an dieser Stelle abzubrechen, (wohlwissend dass noch viele Fragen offen geblieben sind; es sollte wie Eingangs erwähnt allerdings auch nur eine Skizze zu diesem Thema geliefert werden) um nun zu einer Betrachtung der kulturgeschichtlichen Entwicklung der Medien überzuwechseln.

»Kulturgeschichtliche Betrachtung der Medienentwicklung«

Kommunikation kann nicht losgelöst von ihren Medien betrachtet werden, sie bilden vielmehr ein interdependentes Geflecht. Wie schon weiter oben erwähnt verändern sich im Lauf der Geschichte die jeweiligen Lebensumstände der Gesellschaften und hiermit auch ihre Medien, ihre Wahrnehmung und damit einhergehend ihre Kommunikation. Walter Benjamin sagt hierzu: »Innerhalb großer geschichtlicher Zeiträume verändert sich mit der gesamten Daseinsweise der menschlichen Kollektiva auch die Art und Weise ihrer Sinneswahrnehmung. Die Art und Weise, in der die menschliche Sinneswahrnehmung sich organisiert - das Medium, in dem sie erfolgt - ist nicht nur natürlich sondern auch geschichtlich bedingt.«(18)
Für eine Beurteilung der heute sich immer rasanter entwickelnden Kommunika-tionsmedien und deren Wirkung auf Kommunikation an sich (immer stärkere Verdichtung, Überlagerungen, ausdehnende Vernetzung oder sogar eine Vernichtung von Inhalten) ist es Notwendig in jedem Fall bis in das 19. Jahrhun-dert der industriellen Revolution, im Falle der Schriftmedien sogar weiter zurück zu gehen. Im Folgenden geht es hierbei um einen allgemein gefassten Medienbegriff, mit dem alle materiellen Techniken und gesellschaftich verbreiteten Formen ihrer Verwendung gemeint sind. Ferner meint eine Kulturgeschichtliche Betrachtung die Beschreibung des Verhältnisses zwischen dem »gesellschaftlichen vorherschenden Gebrauch bestimmter Medien und den damit verbundenen Konsequenzen für die Struktur des Wissens einer Gesellschaft«(19)

«Veränderung des Schriftgebrauchs«

Die mittelalterliche Manuskriptkultur war in Europa an einem christlichen Weltbild Orientiert und übernahm in einer nach Ständen, Adel, Gestlichkeit und Bauern gegliederten Gesellschaft normative Funktionen ohne dabei die tatsächliche Gestalt der Gesellschaft abzubilden, sondern vielmehr die bestehde Ordnung durch Verknüpfung mit dem Heilsplan des Christentums zu versehen. Hierbei nimmt die Körperlichkeit des Schreibens und der mit den Schriften verknüpfte rituelle Verwendungszweck einen wichtigen Platz ein; sie sorgen für die Bestätigung und Fortbestand der vollzogenen Handlungen (Psalme, Gebete ect.) und geben ihnen gleichzeitig materiellen Bestand. Außerchristliche Autorenschaft und die Eigenständigkeit eines Werkes entwickelt sich nur langsam.
Dies ändert sich mit der Erfindung des Buchdruckes zum einen und dem sich aufgrund verschiedener Entdeckungen (wie Beispielsweise die Amerikas durch Kolumbus) verändernden Weltbildes und der Notwendigkeit Zeitgeschehen nunmehr losgelöst vom christlichen Weltbild schreiben zu müssen. Texte und Bücher sind nun für Märkte kalkulierbare Güter und gewinnen eine immer stärkere gesellschaftliche Relevanz. Dies führt zu einer veränderten Bedeutung des Textes. Nicht mehr die Dauerhaftigkeit eines Manuskriptes sondern die Verfügbarkeit eines Textes stehen nunmehr im Interesse der Gesellschaften.
So Schreiben und Autorenschaft auch nichtmehr ein von Körperlichkeit geprägter Vorgang sondern gestaltet sich nunmehr durch die Zwischenschaltung der Druckpresse als eine interlektuelle, kreative Leistung eines sinngestaltenden Autors. Die Entwicklung zu einem alltäglichen Umgang mit Schrift führt zu einer immer weitergehenden Entkörperung der kommunikativen Leistung hin zu einem im Bewußtsein stattfinden Prozess, und fußt wie oben erwähnt auf der Verbreitung von Schrift (und den damit immer differnzierteren Formen von Schrift) bzw. Text und der dazu notwendigen Lesekompetenz. Hierdurch konnte letztendlich die verkörperte Vermittlung von Sinn durch die Kommunikation von Wissen durch die Schrift abgelöst werden.
Diese Kompetenz von Schriftlichkeit als wichtigstes Kultur und Gesellschaftsbil-dendes Element (die Bedeutung der Sprache als das wichtigste Elemen ist hiermit nicht in Frage gestellt; Schrift als Verkörperung von Sprache) wird erst durch die Entwicklung neuerer audio-visueller Medien in Frage gestellt, die ich an späterer Stelle noch behandeln möchte.(20)

»Indutrielle Revolution und veränderte Wahrnehmung«

Natürlich haben auch die tiefgreifenden Veränderung der industriellen Revolution des 18. und 19.Jahrhunderts ihre Spuren in der Art und Weise der Wahrnehmung hinterlassen und darüber hinaus neue Medien zu Tage gefördert und insgesamt einen veränderten Umgang mit ihnen bewirkt.
Schon durch die Entwicklung und Anwendung der ersten Dampfmaschinen im Bereich der industriellen Produktion in den Kohlegebieten Englands zeigte Anzeichen zu einem anderen Natur(aneignungs oder ausbeutungs-)Verhältniss auf indem hier beispielsweise Wasser zum Betrieb industrieller Wasserkrafträder umgepumpt und wiederverwendet wurden. Mit fortschreitender Entwicklung der Dampfmaschiene wurde über eine weitere Nutzung innerhalb der Fabriken die Entwicklung der Eisenbahn ermöglicht und vorrangetrieben. Diese löste nach und nach das Pferd als Nutz und Lasttier ab und gelangte hierüber auch in den Bereich der Personenbeförderung.(21) (Dies löste das physischen Ereignis der Kutschenfahrt und einer hierfür speziellen Natur- und Umwelterfahrung ab, was weiter unten noch wichtig werden wird) Dieses für uns heute alltägliche Verkehrsmittel löste zu dieser Zeit starke irritationen aus. So war man sich zwar über den Vorteil der Gleichmäßigen und Unermüdlichen Bewegung der Eisenbahn einig, die Veränderung der bisher gültigen räumlichen und zeitlichen Dimensionen rief jedoch starke Irritationen hervor. So erschien es den Menschen als verkleinerte sich die Welt in dem nunmehr weit entfernte Städte in kürzester Zeit zu erreichen waren. Die immer weitere Ausdehnung des Schienennetztes führte zu der Notwendigkeit einer einheitichen Zeitführung, da sich der Fahrbetrieb entlang von Fahrplänen richtete; der Zeitpunkt der Abreise und der Ankunft sind bei der Bahnreise nunmehr das wichtigste Element, der zurückgelegte Weg wird nebensächlich. Dies führte 1880 zur Einführung einer einheitlichen Zeit (Greenwich -Zeit) welche sich später in ihren durch die Zeitzonen Bestimmtes Muster auf die gesamte Welt ausdehnte.(22)

Neben der Maschienisierung, Verstetigung und damit einhergehender Kalkulierbarkeit von Bewegung, einer veränderten Raumauffassung und einer Synchron-isierung der Zeit ergeben sich außerdem eine Vielzahl von Neuerungen und Veränderungen. So entwickelt sich nach und nach ein immer stärker naturwissenschaftlich orientiertes Weltbild im Zuge einer immer weiter gehenden Technifizierung des alltäglichen Lebens. So veränderten sich die Gesichter der Städte (Licht), grundlegende Erfindungen wie Telegraphie, die oben besprochene Eisenbahn, Massenpresse, Film und (Portrait)Fotographie nahmen Einzug in das Leben der Menschen. Dies führt wie bereits weiter oben festgestellt zu einem veränderten Verhältnis und Verständnis der Menschen zu ihrer Umwelt und folglich natürlich auch zu einer veränderten Kommunikation.

»Einschub: Verlust der Aura«

Walter Benjamin stellte in seinem Aufsatz »Das Kunstwerk im Zeitalter seiner Repruduzierbarkeit« einen generellen Verlust der »Aura« durch die Möglichkeiten der technischen Reproduktion und Massenfertigung fest. Die Aura eines Kunstwerkes oder eines Gegenstandes zeichnet sich durch sein »einmaliges Dasein an dem Orte an dem es befindet« aus, also sein »Hier und Jetzt«.(23) und der daraus resultierenden »Ferne« des Werkes.
Dieser Ansatz lässt sich auf viele Begebenheiten und Entwicklungen des 19. und 20. Jahrhunderts anwenden. So ist es nicht nur das Kunstwerk welches durch seine Reproduktion »Aura« oder auch Echtheit verliert, Benjamin geht noch weiter. Hierbei ist der Bereich der Fotographie besonders hervorzuheben. Hierbei, so Benjamin »beginnt der Ausstellungswert den Kultwert« abzulösen. Dieser eigentlich dem Kunstwerk innewohnenden Ausstellungswert überträgt sich nun also auf andere Bereiche wobei in der Fotographie das anfängliche Festhalten an Portrait-fotographie für Benjamin kultischen Charakter hat.(24) Fotographie und Film besitzen für Walter Benjamin keine Aura und und so gesehn an sich nich echt und nicht verifiziert.
Der Verlust des Auratischen lässt sich jedoch auch auf die oben schon genannte Lanschaft (durch die Entwicklung der Eisenbahn) anwenden bzw. hier beobachten. So wird die Landschaft durch die Erschließung durch die Eisenbahn durch die leichte Zugänglichkeit ihrer Abgeschlossenheit und damit ihrer Ferne beraubt.
Durch den Wegfall und der beliebigen Verfügbarkeit, auch wenn diese »nur« visuell ist, werden Abstandsverhältnisse verändert und jeglich Einzigartigkeit relativiert. Schievelbusch gibt hierfür das Beispiel, dass sich die traditioneller Weise von der Aristrokratie genutzten Badeseen durch die vermehrte Zugänglichkeit zu den Zeiten der Ausbreitung der Eisenbahn nach und nach von Menschen aus der Mittelschicht genutzt wurden. Dies begründet er ebenfallls mit eienr These Benjamins: »Die Dinge räumlich und zeitlich näher zu bringen ist ein genauso leidenschaftliches Anliegen der Massen, wie es ihre Tendenz einer Überwindung des einmaligen jeder Gegebenheit durch die Aufnahme der Reproduktion ist.«(25)
Es lässt sich also festhalten, dass durch eine Veränderte Produktion von Kulturgütern und ihrer Wirklichkeit das Verhalten, der Bedarf und Umgang in Bezug auf ihre Medien und den damit verbundenen Formen von Kommunikation, bzw. Kommunikationswirklichkeit verändert werden. »Die Masse ist eine Matrix, aus der gegenwärtig alles gewohnte Verhalten Kunstwerken gegenüber neugeboren hervorgeht. Die Quantität ist in Qualität umgeschlagen: Die sehr viel größeren Massen der Anteilnehmenden haben eine veränderte Art des Anteils hervorgebracht.«(26)

»Das Fernsehen«

Seit seinem Durchbruch in den 50er Jahren hat das Fernsehen eien Siegeszug sondergleichen hinter sich. Eine heutige Welt ohne Fernsehen ist an sich nicht mehr zu denken und die hieran gebundenen Handlungsschemata und Riten haben weitreichende soziale Relevanz. Eben dieser Wandel in den Lebens-gewohnheiten und das hohe Maß an fernsehspezifischen Handlungen und Wahrnehmungsmustern ist die Besonderheit des Fernsehens.

Die Live Übertragung der Krönung Elisabeths 2. 1953 gilt in der Geschichte des Fernsehens als signifikante Marke. Die Erfahrung eines gleichzeitgen Erlebens, oder besser gesagt Miterlebens vermittelte den Eindruck des Teilhabens und verifizirte das Gesehene automatisch durch diese Suggestion. Ebenso der eindruck bei der Betrachtung von Fußball im Fernsehen, welches als gleichwertig dem Erleben im Stadion gesetzt wurde: ein »als ob man dabei wäre« Effekt.(27)
Dieser Effekt des »Dabei-Seins« gewann immer mehr an Bedeutung und Wertigkeit, da man das Gefühl hatte an wirklichem »echtem« Leben teilzuhaben und regulierte durch Phänomene wie die »Tagesschau« bald auch das tatsächliche Leben in seinem Ablauf. Ein oft benutztes Bild ist das des Fernsers als Fenster zur Welt.(28) Dies zeigt, dass das Fernsehen im Gegensatz zum Kino beispielsweise, tatsächlich als Teil der eigentlichen Wirklichkeit akzeptiert wurde und sich ohne eine konkrete Grenze dem Zuschauer vermittelt und eben nicht mehr als gesonderte Wirklichkeit angesehen wird, Fernsehen ist selbstverständlich. Förderlich hierzu ist sicherlich die Verortung des Fernsehens im Privaten Bereich des Wohn- oder Esszimmers, wobei speziell zur Anfangszeit der Fernseher auch als Prestigeobjekt gehandelt wurde.Hierbei versammelt sich die Familie vor einem gemeinsamen Fluchtpunkt, der unereichbare Situationen aus aller welt nahe bringt die an sich durch eine »normale« Kommunikation« nicht zu erreichen wären. Auch außerhalb des Wohnzimmers, bzw.des eigenlichen Fernsehens hat es diese Medium geschafft über seine eigentliche Nutzung in weiten Teilen Thema von Gesprächen und intersubjektiven Austausch zu sein.
Hierüber fällt auf wie sehr sich der Zuschauer mit dem dargestellten Geschehen im Fernsehen identifizieren kann, und gleichzeitig die Position eines außerhalb befindlichen Beobachters einnehmen kann.(29) Durch eine ansteigende Zahl von Sendern treten heute die verschiedenartigsten Formate in den Wettkampf um die Zuschauergunst. Die über das Fernsehen ausgestrahlten Inhalte gäben Stoff zu einer gesonderten Erörterung auch oder sogar am dringlichsten über deren Effekt (Über die zunehmende Absurdität der gefundenen Angebote möchte ich mich an dieser Stelle nicht äußern.)
Festzuhalten bleibt, dass die Gesellschaft dieses Medium, welches wohlgemerkt primär einkanalig ausgelgt ist, also als Sender funktioniert, völlig in das alltägliche Leben intgriert hat. Hierbei werden dem Zuschauer unterschiedlichste Wirklich-keitsfragmente bis hin zu Wirklichkeitsentwürfen gezeigt. Es ist also anzunehmen, dass eben dieses Gezeigte in gleich starker Weise in unser Leben Einzug hält, wie das Medium an sich und somit die Fernseh-medial vermittelten Inhalte breiten gesellschaflichen Effekt haben. (Eine Disskussion darüber ob das Gezeigte hier nun auch das Medium an sich oder gar die Wirklichkeit an sich ist, (interessant wäre hierzu der Standpunkt Baudriallards über die Virtuallität und Illusion) kann hier aus Fragen des Umfanngs nicht geführt werden)

»Massenerimiten und Spektakel«

Als einer der ersten Kritiker des Fernsehens kan hier Günther anders genannt werden. Anders der im Allgemeinen unter dem Eindruck der Atom-Bombe und der »Möglichkeit zu Selbstauslöschung« des Menschen und enem blinden Zukunftsglauben schrieb in einenm seiner Hauptwerke »Die Antiquiertheit des Menschen« und speziell in dem Aufsatz »Die Welt als Phantom und Matrize«
über eine ausgedehnte Medienkritik. (Phantom. etwas zwischen An- und Ab-wesenheit, Matrize: Vorlage Bezugssystem; Se geht ihm hier um die Reproduzierbarkeit im Bild)(30) Hierbei verfolgt Anders einen Moral Philosophischen Ansatz und intendiert die Zwecke der Gesellschaft neu zu disskutieren. Seine Hauptthese entwickelt er entlang der Fgeststellung , dass die Mittel alleine heute zu ihrem Zweck geworden sind und uns na sich in Form von Objekten wie dem Fernsehen schon prägen und hierüber eine bestimmte Konsumhaltung produzieren. Hierüber kommt er zu einem seiner zentralen Begriff, dem »Massenerimiten« als einer an sich vereinzelten Person (vor dem Fernseher) der ohne es zu wissen Teil eines großen Kollektives ist und zusammen mit anderen an einem Ereignis teilnimmt ohne dass man sich begegnet. (Als Beispiel sei hier eine Fußballübertragung, ein Länderspiel genannt. Alle Fiebern zu Hause vor den Fernsehern mit, fällt ein Tor jubelt jeder im gleichen Moment ohne von dem andern zu wissen). So geht laut Anders im gegensatz zu der Situation in einem Kino der Sinn für das Teil sein eines Kollektives verloren, und hierüber eine »entpolitisierung der Selbstwahrnehmung« einher. Anders sieht den Medienkonsument auch als eine Art Arbeiter, der jedoch sich selbst als Konsument in seiner Haltung herstellt, bzw. herstellen lässt. Insgesamt kommt es hierüber zu der Überlagerung von »Images« und »Imagenes«, von Bildern und Phantasie; die Welt an sich wird nicht mehr erfahren (im Sinne des Wortes des Hinausgehens) sonder lediglich als Bild und vorgefertigte Vorstellung konsumiert.(31)

»Das Spektakel hat die ganze Schwäche des abendländisch-philosophischen Entwurfes geerbt, der in einem von den Kategorien des Sehens beherrschten Begreifens der Tätigkeit bestand.. Je nachdem wie die Notwendigkeit gesellschaftlich geträumt wird, wird der Traum notwendig. das Spektakel ist der schlechte Traum der gefesselten, modernen Gesellschaft, der schließlich nur ihren Wunsch zu schlafen ausdrückt. Das Spektakel ist der Wächter dieses Schlafes«(32) So entwirft Guy Debord in seinem »Die Gesellschaft des Spektakels« die mediale Landschaft. Er sieht hier die selbstbestimmte rolle der Medien als eine Art soziale Dauerveranstaltung, eine Art »Spiel« (»Brot und Spiele«) der neueren Zeit, durch durch die die Menschen durch stetige Schau von Ereignissen stillgehalten werden und so zu Systemkonformität gezwungen werden und hierüber ihre Fähigkeit zur eigenen Aktion verlieren.
Aus dieser Position heraus entwickelt sich die sog. »Situationistische Internatio-nale« eine über ein Manifest verbundene Gruppierung von Künstlern, deren programatisches Bestreben in dem »Wachrütteln« der Menschen besteht, und so mit als erste im gestalterischen Bereich zu Eingriffen in den öffentlichen Raum gelangen. Ihre Aktionen sollen stören und aktivieren und haben oft subversiven charakter, wobei nicht gesichert ist welche der beschriebenen Aktionen tatsächlich durchgeführt wurden und welche nicht (wie Beispielsweise das Verschenken von Artikeln eines Kaufhauses von als Weihnachtsmännern verkleideten Aktivisten. Es versteht sich dass verschenkte Artikel nicht gekauft sondern den Menschen »gerade weg aus dem Regal« gereicht wurden). Sie sind in jedem Fall als eine gegnposition zu dem gängigen Mediengebrauch zu verstehen und haben in ihren Strategien und Programmen nachhaltig auf die Künstlerische Produktion gewirkt.

Ich möchte an diesem Punkt den Überblick einer Kulturgeschichtlichen Medienbeschreibung abschließen. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass sei es durch die Entwicklung neuer Druckverfahren und einer damit Veränderten Distribution von Text, oder durch die Entwicklung der Dampfmaschine und hieraus der Eisenbahn und anderen wesentlichen Erfindungen im Zuge der industriellen Revolution der allgemeine Gebrauch der Medien verändert, vermehrt und beschleunigt hat. Die hieraus veränderte Wertigkeit und Stellung von Kommunikation hat weitreichende Folgen auf die gesellschaftliche Konstruktion von Wirklichkeit und Wissen. Betrachtet man die neuere Entwicklung an Beispielen wie dem Telefon, seiner neuen Variante dem Mobiltelefon, Funk und Fernsehen, und in neuester Zeit das Internet im Zuge der Verbreitung des PC, fällt eine immer rasantere und breitere gesellschaftliche Wirksamkeit, und ein ein immer weiter gehendes Integrationsbedürfnis dieser Technologien in den Alltag auf. Kommunikation ist im heutigen digitalen Zeitalter schon längst auf »Echtzeit« beschleunigt, vergenwärtigt man sich die Quantität an Informationen und Informationshülsen so wird klar, dass sie sich schon beinahe selbst überholt.
Die hieraus Resultierende Inflation von Koomunikation in allen Lebensbereichen und der sich hiermit verändernde Zeitrythmus »moderner« Gesellschaften hat tiefgreifende Konseqeuenzen. Aus dem geseteigerten Bedürfnis nach Kommunikation hat sich eine noch nie dagewesene Vernetzung und damit einhergehende Überlagerung und Entwertung von Kommunikation eingestellt, deren weiterer Effekt auf die Qualität der Produktion von gesellschaftlichen Wissen und medialer oder tatsächlicher Wirklichkeit und Virtalität weiter zu diskutieren sein wird. Dies drängt sich heute angesichts der Situation der Akkumulation der Mediengewalt in immer kleineren Kreisen besonders auf. Hiermit wäre die Frage nach der Steuerbarkeit und Manipulierbarkeit von Medien zu bestimmten (Staats- oder Privatökonomischen) Zwecken verknüpft und zöge eine kritische Befragung unsrer eigenen Handlungsfähigkeit innerhalb diese Rahmens nach sich.

Ich möchte nun zu einem spezielleren Bereich der der Kommunikation überwechseln: dem der künslerische Produktion, im speziellen der im öffentlichen Raum.

»Interventionen im öffentlichen Raum«

Wie eingangs festgestellt ist alles von Kommunikation abhängig, oder selbst Kommunikation. dies trifft im besonderen Maße auf das Feld der künstlerischen Produktion zu, welches seinen wesentlichen Bezugs- und Legitimations-Grund aus dem der Kommunikation bezieht. Im gestalterischen Bereich haben sich mannigfaltige Strategien entwickelt dieser Anforderung nach Kommunikation nachzukommen. Hierbei ist die Gestaltung immer Ausdruck ihrer Zeit (oder sogar zukünftiger Entwicklungen und Stimmungen) und an sich nicht losgelöst von gesellschaftlichen Entwicklungen zu betrachten. Die speziell auf soziale Kontexte ausgelegte Kunst umfasst viele Entwürfe welche sich immer aus ihrer Historie oder allgemeinen gesellschaftlichen Entwicklungen her begründen und beschreiben lässt.
Ich habe mich im folgenden für eine Tendenz entschieden die besonders in den letzten 30 Jahern ein immer genutztes Betätigungsfeld darstellt. Explizit sei hier schon einmal darauf hingewiesen, dass hiermit nicht die Installation von Denkmälern oder Plastiken in Parks oder öffentlichen Plätzen gemeint ist, sondern eine Gestaltung die im Bewusstesein um die Tradition des Denkmals andere Wege geht und meint.
Bevor ich nun einen Entwurf der Kunst im öffentlichen Raum am Beispiel der Arbeit von Christian Hasucha spezieller beschreibe, möchte ich zunächst einige allgemeine Probleme der Kunst im öffentlichen Raum skizzieren.

»Das Pferd frißt keinen Gurkensalat«

»Das Pferd frißt keinen Gurkensalat« war wohl 1861 der erste in ein Telefon gesprochener Satz über eine Leitung von wenigen Metern. Betrachtet man die Qualität der heute gegebenen Ausagenfetzten die man durch die Mobilisierung des Telefons heute in der Öffentlichkeit auffängt, kriegt dieser Satz eine ironische Komponente. Vielmehr stellt er jedoch den Versuch dar mit einem neuen Mediem umzugehen und eine spezielle Kommunikationsanforderung zu erfüllen, die Schwierigkeiten dabei sind ersichtlich. Obwohl der Gesprächspartner lediglich einige Meter entfernt saß erschien es schwierig auf eine »sinnige« kommunikative Basis zu gelangen. Vor dem gleichen Problem steht der Künstler im Öffentlichen Raum. Er muß sich überlegen was er sagt, er steht in der Situation Privates in einen öffentlichen Kontext zu veröffentlichen und sieht sich zunächst einem abstrakten »gesichtslosen« Publikum gegnüber.(33)
Ein viel größeres Problem stellt jedoch die Qualität des modernen öffentlichen Raumes dar. Dieser ist (im Zuge der industriellen Revolution) an sich schon durch Stadtbaumaßnahmen und Architektur »performativ« gestaltet.(34)
So liegt heute ein Anliegen von Architektur darin den »Nutzer emotional zu binden« und analog zum Warencharakter »Atmosphären« zu schaffen durch die der Gebrauch von städtischem Raum (gleich dem Konsum von Waren) positiv bestätigt werden soll.(35)
Zusätzlich zu diesem schon vorgestalteten, inszinierten Raum tritt Kunst im öffentlichen Raum zunächst in Konkurenz mit der überall zu findenden Massenkultur. Diese zeigt sich ebenfalls in bereits gestalteter Form von Werbetafeln, Schrift, Videowänden ect., und verstärkt das Problem des Überangebotes von Gestaltung und Kommunikation im öffentlichen Bereich.
So ergibt sich für den Künstler das zentrale Problem WIE er sich in diesen Raum einfindet und seinem Vorhaben gestalt gibt, ohne aufgesetzt und hieraus ineffektiv zu werden und sich gleichzeitig einen eigenen Handlungspielraum jenseits gängiger visueller und kommunikativer Gebräuche freizuhalten um eine autonome Aussage platzieren zu können.

Im Folgenden soll eine (meiner Meinung nach gelungene) Strategie Interventionen im öffentlichen Raum anzubringen an der Arbeit Christian Hasuchas gezeigt werden. Hierbei möchte ich mich vor allem auf das oben schon angesprochene wie seiner vorgehensweise konzentrieren.

»Stadtimplantate und attributive Plastik«

Der in Berlin lebende und arbeitende Hasuch realisiert seit 1981 Projekte im öffentlichen Raum und gehört zu einen der ersten die den Begriff der »Öffentlichen Interventionen« geprägt haben.
Er selbst unterscheidet in seiner Arbeit zwischen »Stadt-Implantaten« und »attributiver Plastik«. Hasucha versteht unter einem »Stadt-Implantat« die Plazierung eines mehr oder weniger profanen Objektes in einem urbanen Kontext. Hierbei steht für ihn nicht der Abbildcharakter eines »Ready-Mades« (welches also als solches im musealen Rahmen stattfindet) sondern die Möglichkeit Strukturzusammenhänge ihres Umfeldes hervorzuheben. Hierbei verbietet sich für ihn ein traditionell Hergestelltes Kunstobjekt, da dieses als gesondert und somit nicht in die Umgebung integriert oder implantiert erscheint und somit nicht in Dialog mit seiner Umwelt treten kann. Wichtiges Moment bei der Plazierung eines »Stadt-Implantates« ist der Modus der Kombination. Dieser ergibt sich aus der situationsbezogenen Auswahl der formalen Mittel, der Art und Weise und Häufigkeit der Platzierung. Hasucha sieht in dieser Form der Gestaltung die Chance strukturell in die jeweiligen Orte einzugreifen und hierüber einen Kommentar abgeben zu können.
Die »attributive Plastik« steht für ihn im engeren Kontakt mit der Umgebung oder Situation. Dabei kann sie allerdings als kontrair, bzw. strukturell verschieden auftreten und zu einer »Labilisierung« der Situation führen. Wird bei dem »Stadt-Implantat« ein geschlossenes Modell aufgebaut erschließt sich die »atributive Plastik« hauptsächlich durch sein Zusammenspiel mit der aufnehmenden Umgebung. Hierbei steht das »Wie« im Mittelpunkt und fungiert hier als Brücke zum Betrachter. Dies bedeutet, dass die Art und Weise des veränderten Objektes hier das beobachtbare Phänomen ist und sich zu der Ganzheit der Situation diffus verhält.

Diesen gesamten Komplex subsumiert Hasucha unter dem Begriff »öffentliche Intervenionen« welche als solche auch als Ereignisse auftreten können. Diese Ereignisse können provoziert oder inszeniert sein und sind weitestgehend nicht von Objekten abhängig. Die Intensität der Aktion ist für Hasuch von dem Maß abhängig in welchem sie sich aus der alltäglichen Situation heraus entwickelt hat. Sie können hierbei vom Unauffälligen, Normalen, Absurden oder Irrationalen reichen und flexibel modifiziert werden.(36)

In der folgenden exemplarischen Werkbeschreibung wird sich zeigen, dass sich die angeführten Bereiche überschneiden, jedoch den beschriebenen Bedingungen entsprechend gegenüber verhalten.

Herr Individual geht

»In den oberen Bereich eines 2,40 m hohen Betonschachtes wurde ein kurzes Laufband eingebaut, welches durch einen starken Elektromotor angetrieben wurde. Auf diesem Laufband, dessen Geschwindigkeit auf zügiges Schritt-Tempo eingestellt war, ging ein normal gekleideter Mann mit einem alltäglichen Gegenstand in der Hand. Die mehrstündige Aktion fand jeweils vier Wochen lang während der Hauptverkehrszeit statt. Die Anlage bfand sicht jeweils in der Nähe eines belebten Bürgersteiges in der Innenstadt. Die Aktion wurde in mehrern deutsche und europäischen Städten durchgeführt.«(37) (vgl. Bild 1-4)

Bei »Herr individual geht« wird verständlich, was Hasucha meint wenn er davon spricht gewisse Elemente einer speziellen Situation aufzugreifen und in eine andere Sinnhaftigkeit zu transformieren. Gleichzeitig besticht diese Arbeit durch eine charmante Einfachheit und Reduktion. Wesentliches Element dieser Arbeit ist das zügige Gehen verschiedener Personen in der Stadt. Dieses alltägliche Verhalten kennt man selbst zu gut wenn man sich selbst beispielsweise in der Hauptverkehrszeit in einer Stadt von A nach B bewegt, vielleicht auf dem Sprung noch einige Besorgungen zu machen. Man mag dieses Verhalten kennen, es fällt einem jedoch äußerst selten auf, im Grunde nur in dem Fall das man selber vielleicht nur schlendert oder als beobachter in einem Café sitzt. Dieses Stadt-typische verhalten Isoliert Hasucha und stellt an exponierter Stelle dar. Die vermeintliche Einsamkeit des Gehenden ist hier vielleicht nur Mittel der Reduktion, kann jedoch auch als Verweis auf Isolation und abgeschiedenheit in einer Masse/einem Kollektiv von Menschen gewertet werden (was ja auch ein Effekt des urbanen Lebens unter umständen darstellt). »Herr Individual Geht« funktioniert als Spiegel und irritiert die Passanten auf augenzwinkernder Weise in ihrer momentanen Situation bzw. Aktion.

JETZT

»Auf einer im oberen Bereich freistehenden Fassadenmauer saß ein Akteur für die Dauer von 3 Wochen allabendlich auf einem metallenen Stuhl. Neben ihm war ein rechteckiger Kasten mit verglaster Vorderfront installiert. Von Zeit zu Zeit löste der Sitzende mittels Kippschalter einen Lichtimpuls im Kasten aus, wobei das ausgestanzte Wort JETZT in den Abendhimmel strahlte.Die Aktion wurde in Köln (1989) und Frankfurt am Main (1990) realisiert.«(38)(vgl. Bild 5-7)

Wie bei der oben beschriebenen Arbeit arbeitet Hasuch hier mit einem exponiert Positioniertem Akteur. Die Basis für diese Arbeit bildet jedoch kein direkter Bezug zu alltäglichen Verrichtungen der Menschen, sondern ein übergeordneter Begriff: Jetzt. Es geht also um Zeit. Diese unterliegt hier jedoch der Willkür des Akteurs und verweist auf die Zeit des Ortes und des Passanten zu gleichen Teilen. Die Aktion findet immer nur Jetzt statt, nicht gleich oder in der Vergangenheit und spielt hierüber mit der Reflektion der jeweiligen Situation der Menschen an diesem Ort zu der jeweiligen Jetzt-Zeit. Dies geschieht über die Frage: Jetzt - Was? Es muss etwas passieren, es werden Erwartungen evoziert und gleichzeitig geklärt, dass diese Erwartungshaltung in den Menschen begründet ist. Die Unregelmäßigkeit der Lichtschaltung wirkt wie ein Spiel und zeigt in dieser spielerischen Leichtigkeit die Zufälligkeit unsrer Wahrnehmung auf.

P

»Für 50 Teilnehmer an Intervention P sind kleine, eiserne Plattformen hergestellt worden. Die anonym bleibende Gruppe von Akteuren bildet sich über Initialbriefe und Antwortkarten. An den individuell ausgewählten Straßenmasten werden die Plattformen in ca. 20 cm Höhe unangekündigt montiert und den Beteiligten für einen begrenzten Zeitraum zur Verfügung gestellt. P wurde realisiert in Köln (1993), Heilbronn (1994) und Graz (1994).«(39) (vgl. Bild 8)

Bei dieser Aktion bildet Hasucha mittels Postkarten und Briefkommunikation jeweils eine Gruppe von Menschen aus, ein loses Netzwerk von Leuten die alle eines gemeinsam haben: eine kleine Metallplattform.
Basis dieser Arbeit ist hier also das soziale Netzwerk von Menschen, welches sich über eine Stadt verteilt bildet und über die Gleichförmigkeit ihrer Aktion, bzw. ihres Aktionsradius (gegben durch die Plattform) äußert. Hierbei ist jedem freigestellt was auf seiner Plattform passiert, ob diese als Ort des Wartens, des Lesens oder als Möglichkeit einen Vortrag zu halten genutzt wird. Die anonyme Gruppe tritt für einen gewissen Zeitraum wie ein Phänomen in der Stadt auf, irritiert etwaige Passanten und verschwindet mit dem Abbau der Plattformen, welche hier tatsächlich als Mediem der Verknüpfung und des kleinsten gemeinsamen Nenners funktionieren und die Art und Weise in der Kommunikation, innerhalb der Gruppe und nach Außen hin stattfindet, in gewissem Maße reguliert.

Ich denke die gezeigten Beispiele veranschaulichen deutlich Christian Hasuchas´Arbeitsweise.
Durch seinen spröden Duktus und die sorgfältige Beobachtung der jeweiligen sozialen und räumlichen Strukturen setzt er gekonnt seine Interventionen um. Über die hieraus spezielle Form seiner Arbeiten gelingt es ihm sich von dem restlichen »Angebot« einer Stadt abzusetzten und wirft durch gezielte Irritation fragen auf. Primäres Ziel ist hierbei nicht die Vermittlung komplexer Themen sondern der Moment der Selbstreflektion des Betrachters über die Grenzen des eigentlich Gezeigten hinweg. Seine Arbeiten geben ein gutes Beispiel für die küntslerischen Möglichkeiten kommunikativ (und dieses nicht unkritisch) in das alltägliche Leben der Menschen einzugreifen ohne sich aufzudrängen und mit erhobenem Zeigefinger Thesen zu verbreiten. Vielmehr versucht er sich den Menschen innerhalb ihrer Möglichkeiten anzunähern und im Verzicht auf multi-mediale Ereignisse dort Anzusetzten wo die jeweiligen Betrachter noch weitestgehend offen ohne übermäßige mediale Vereinnahmung und Erwartungshaltungen anzutreffen sind: im öffentlichen Raum der Stadt.

»Schluß«

Mit dem stetigen Wandel der Gesellschaften, ihrer Kommunikation und ihren Medien verändern sich auch ständig die Anforderungen an den Einzelnen. Ein hierüber verändertes Verhältnis und ein sich wandelnder Gebrauchshabitus von Kommunikation geht hiermit einher. Dies hat insgesamt Auswirkungen auf die gesellschaftliche Produktion von Wissen in seinen verschiedenen Formen.

Von veränderten Verhaltens- und Wahrnehmungsschematas ist auch (vor allem) die gestalterische Produktion betroffen. Hier bedarf es einer stetigen Reflektion über die Verhältnisse und Bedingungen unter denen heute Kommunikation stattfinden kann. es wurde gezeigt, dass dies jedoch nicht immer in der Nutzung der zur Zeit aktuellen Medien geschen muss (was ich hier in keinem Fall ausschließen möchte). Wichtig ist hierbei in wie weit die Wege derjenigen Kommunikation gegangen werden können unter denen sie alltäglich stattfindet, oder ob es möglich ist im Interesse künstlerischer Produktion diese umzubrechen und Kommunikation entlang eines progressiven Prozess zu betreiben.



Verwendete Literatur

Anders, Günther: Die Antiquiertheit des Menschen.- München, 1980
Baudriallard, Jean: Die Illusion und die Virtualität.- Bern, 1994
Benjamin, Walter: Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit.- Frankfurt, 1963
Berger, Luckmann: Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit.- Frankfurt, 2000
Debord, Guy: Die Gesellschaft des Spektakels.- Berlin, 1996
Faßler, Manfred: Was ist Kommunikation?- München,1997
Hasucha, Christian: Interventionen, Stadt-Implantate. Berlin,1992
Kunstforum international Bnd.113-159. Ruppichteroth,...
Lehnert, Gertrud: Mit dem Handy in die Peeshow.- Berlin, 1999
Matzner, Florian: Public Art/ Kunst im öffentlichen Raum....
Merten, Schmidt, Weischenberg: Die Wirklichkeit der Medien. Opladen,1994
Schivelbusch, Wolfgang: Geschichte der Eisenbahnreise.- Frankfurt, 2000
Weiß, Ralf: Privatheit im öffentlichen Raum.- Opladen 2002


Quellenangaben

1) 25.10.2001
2) 15.11.2001
3) 01.11.2001+ 08.11.2001
4) Faßler, 1997 S.18
5) 15.11.2001
6) Faßler, 1997 S.18
7) Faßler, 1997 S.30 ff
8) Faßler, 1997 S.33 ff
9) Faßler, 1997 S.33 + 34
10) Faßler, 1997 S.35 ff
11) Faßler, 1997 S.36,37 ff
12) Faßler, 1997 S.38
13) Faßler, 1997 S.39
14) Faßler, 1997 S.40
15) Faßler, 1997 S.43
16) Faßler, 1997 S.47
17) Faßler, 1997 S.49
18) Benjamin, 1963 S.14
19) Merten, Schmidt, Weischenberg, 1994 S.167
20) Merten, Schmidt, Weischenberg, 1994 S.167 ff
21) Schivelbusch, 2000 S.9 ff
22) Schivelbusch, 2000 S.44
23) Benjamin, 1963 S.11
24) Benjamin, 1963 S.11
25) Benjamin, 1963 S.15
26) Benjamin, 1963 S.39
27) Merten, Schmidt, Weischenberg, 1994 S.181 ff
28) Merten, Schmidt, Weischenberg, 1994 S.184
29) Merten, Schmidt, Weischenberg, 1994 S.186 ff
30) Anders, 1980 S.97 ff
31) Anders, 1980 S.97 ff
32) Debord, 1996
33) Matzner, S.433 ff
34) Matzner, S.263 ff
35) Matzner, S.265
36) Hasucha,1992 S.1ff
37) www.Hasucha.de
38) Kunstforum international Bnd.116
39) Kunstforum international Bnd.126


Bildquellen

www.Hasucha.de


Inhalt

»Vorbemerkung«

»Was ist Kommunikation ?«

»Kommunikation ist nicht alles aber ohne Kommunikation ist alles nichts.«

»Vermittlung und Zwischenraum«

»Kommunikationsmodelle«

»Kulturgeschichtliche Betrachtung der Medienentwicklung«

«Veränderung des Schriftgebrauchs«

»Indutrielle Revolution und veränderte Wahrnehmung«

»Einschub: Verlust der Aura«

»Das Fernsehen«

»Massenerimiten und Spektakel«

»Interventionen im öffentlichen Raum«

»Das Pferd frißt keinen Gurkensalat«

»Stadtimplantate und attributive Plastik«

»Schluß«