Stephen Hodge, „Writes and Sites“, Fribourg, 2008

DIE INSEL

Nach 18 Stunden hinter dem Steuer eines LKW kam Christian in Friobourg an. Nur mit Hilfe von Van Morrison, Bob Dylan und Frank Sinatra konnte er den Trip von Berlin bis hier überleben, sagt er. Fast hätte er nicht rechtzeitig hier sein können, weil an der Grenze die Ladung für sonntagabends zu schwer gewesen sei.

Es ist ein Vorschlag, sagt Christian über DIE INSEL.

Wenn ich ihn recht verstehe, meint er, dass sein Vorschlag die Herstellung eines Schauplatzes sei, von dem geschaut werden könne, herausgehoben aus dem Alltagstreiben in Fribourg.

Von der Kuppe der INSEL aus ist man nicht in der Lage, die Ränder zu sehen. Obwohl selbst höchst exponiert, fühlt man sich drei Meter über dem Pflaster sehr sicher und seltsam privat.

Während der nächsten eineinhalb Wochen hat jeder von uns die Gelegenheit, eine „Auszeit“ auf diesem Stückchen Land zu nehmen – es ist keine Insel, umgeben von Wasser, sondern ein Stück Land, umgeben von fortwährendem Alltagsgeschehen der Stadt. Anstatt zum Zug zu hetzen oder nach Hause zu gehen, gibt es hier einen Ort der Pause, der Reflektion, zum Imaginieren all der „Was-wäre,-wenn-Ideen“der Stadtplaner, Ingenieure und der täglichen Nutzer.

Es ist ein Vorschlag, aber, wie bei den meisten interessanten Arbeiten gibt es auch hier die Weite der Idee, in der man sich bewegen kann: Stelle fürs Übernachten ein Zelt auf. Verabrede ein „blind-date“. Nutze sie als günstigen Konferenz-Ort, oder für eine Gebutstagsfeier. Protestiere. Tanze. Inszeniere den Siegestreffer vom Europacup 2008. Was auch immer.

Nur sollte man Christians Vorschlag nicht nicht wie eine pure konzeptuelle Arbeit betrachten. Packe die Gelegenheit beim Schopf. Nutze ihn als Sprungbrett für eigene Vorschläge für die Straßen von Fribourg.

Später wird man kaum noch einmal drei oder mehr Stunden über den Köpfen der Stadtbewohner schweben können. Später wird man sich daran erinnern. Und der Raum wird sich geändert haben.

Vgl. Projektdokumentation Nr. 49 Die Insel