Über die Entstehung des Sukzessiv-Katalogs interludium Kunstforum

Christian Hasucha

Als ich im Oktober 1990 in den Galerieräumen der Städelschule Frankfurt meine Ausstellung bewachte und mich langweilte, begann ich, mir Gedanken über die Verbreitung meiner öffentlichen Projekte zu machen. Einige Jahre zuvor hatte ich den Begriff Intervention für mich entdeckt. Er schien zu meinen Aktivitäten jenseits des Kunstbetriebs zu passen, weil er das Vorher und Nachher des jeweiligen Aktions-Ortes, den Prozeß der Einbettung, die Wirkung auf das Umfeld sowie die Entfernung des Interventions-“Materials“ unter Zurücklassung einer Lücke mit einbezog.

Mir war klar, dass jede Dokumentation einer Intervention eine eigenständige Arbeit sein könnte. Bildsprache, textliche Vergegenwärtigung und Layouts würden das Gewesene in jeweils eigener Form re-präsentieren. Nicht klar war mir, dass diese ersten Überlegungen zu einem Archiv auswachsen würden, das ich bis heute – seit langem in digitalisierter Form als website – stetig ergänze und bearbeite.

Im Büro der Galerie der Städelschule entwickelte ich, da ich damals den Umfang der Projektreihe noch nicht erahnte, das Interventions-Konzept des Sukzessiv-Katalogs für ein gutes Dutzend Arbeiten. Es sollten, unbeeinflusst von nebenstehenden redaktionellen Artikeln und Bildern, einzelne Projekte in aufeinander folgenden Ausgaben eines renommierten Kunstmagazin erscheinen. Jedes Projekt sollte folglich auf zwei ganzen Seiten präsentiert werden, die sich im Magazin gegenüberliegen. Ich erfand die Sparte ÖFFENTLICHE INTERVENTIONEN für das KUNSTFORUM INTERNATIONAL, das zu jener Zeit preisgünstige 10er-Anzeigen-Abonnements im Schwarz-Weiss-Druck anbot.

Im ersten Teil dieses Buches sind nun erstmalig alle 30 Anzeigenseiten in rekonstruierter Fassung zusammengefasst, wie sie damals in 17 Bänden des Magazins KUNSTFORUM INTERNATIONAL erschienen und als implantierte Katalogseiten fachöffentlich in die Kunstberichterstattung und –bewertung eingriff. Mir war das Risiko bewusst, als eitler Selbstdarsteller zu gelten, hatte aber die Hoffnung, dass darüber hinaus das Interventionistische des Konzeptes erkannt wird. Jeder Abonnent des Kunstmagazins KUNSTFORUM erhielt im Laufe der Zeit die Seiten meines Sukzessiv-Katalogs frei Haus geliefert. Es stand ihm dann frei, die Seiten herauszutrennen, die Rückseiten zusammen zu kleben und zu binden. Er konnte die Seiten aber auch in ihrer zufälligen, überwiegend ganzseitig gegenüber liegenden Platzierung in den Kunstbänden belassen und dennoch das Prinzip des Sukzessiv-Katalogs verstehen und verfolgen.

Es gibt Kollegen, die behaupten, dass sich mit der immer wiederkehrenden Rubrik in einem aktuellen, weitverbreiteten Kunstmagazin der Begriff INTERVENTION für eine Kunstgattung durchgesetzt hätte.

Vgl. Projektdokumentation Nr. 13 Fenster